Zum 100. Todestag von Otto Ubbelohde

Hessische Landschaft mit Burg Mellnau, Ubbelohde 1898

Er war ein Maler, Radierer und Illustrator von großem Renommee – der um die Jahrhundertwende 1900 wirkende Künstler Otto Ubbelohde (1867 bis 1922) aus dem Marburger Land. Auch international populär sind seine Illustrationen zu den Märchen der Brüder Grimm.

Mehr als zwei Jahrzehnt lang streifte Ubbelohde durch das Marburger Land, suchte seine Bildmotive, las und zeichnete, besessen von seiner Arbeit.

„Ich druckse jetzt über Grimms Märchen“, schrieb er 1902 in einem Brief. „Es ist eine Hundearbeit. Ein Segen ist’s, dass mich die Arbeit wenigstens freut“, schrieb er 1909, und zwei Jahre später: „In zehn Tagen etwa bin ich mit den Grimmschen Märchen fertig. Ein enormer Wackerstein wird mit Gepolter aus meinem Innern fallen.“

Dann ist das Werk vollendet, Stadt und Landschaft sind belebt von Märchenfiguren, kein Berg, den Ubbelohde zeichnete, blieb ungebannt, kein Gemäuer unerlöst. Ubbelohde beseelte das Land um Marburg auf seine Weise; so hart auch seine Feder war, so hart auch seine Linie, so naturroh seine Räume sind, ein zauberischer Hauch von Jugendstil sieht durch seine Bilder durch.(Aus: Ludwig Harig auf den Spuren von Otto Ubbelohde, OP 07.07.87)

„Frau Holle macht ihr Bett“ aus Hessenkunst 1914, Frontispiz

Durch Arbeiten dieser Art, insbesondere durch seine Illustrationender 1907- 1909 erschienenen Jubiläumsausgabe der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm im Leipziger Turm-Verlag, wurde Ubbelohde weltweit bekannt. An den 448 Illustrationen des Märchenbuchs arbeitete er fast ein Jahrzehnt, von 1900 bis 1909.

Das Land Hessen hat die Sammlung der Illustrationen Otto Ubbelohdes zu den Märchen der Brüder Grimm als national wertvolles Kulturgut anerkannt.

CD über den Landkreis erhältlich

Der Landkreis Marburg-Biedenkopf veröffentlichte im August 2021 gemeinsam mit der Otto-Ubbelohde-Stiftung und dem Marburger Büchner-Verlag eine neue CD-Rom mit allen 450 Illustrationen Otto Ubbelohdes zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm.

Seine Neigung und sein künstlerisches Streben galten vornehmlich der Malerei. Sie nimmt im Werk des Künstlers einen breiten und sehr bedeutenden Raum ein. Obwohl zur Porträtmalerei hervorragend begabt, hat Ubbelohde vor allem Landschaften und Stillleben geschaffen. Die Landschaften Hessens, insbesondere solche im weiteren Umkreis Marburgs, haben in ihm ihren unübertroffenen Schilderer gefunden.

Allein über Mellnau gibt es eine ganze Reihe Bilder. Es entstanden mindestens vier Gemälde und Ölskizzen, drei Lithografien und eine Reihe von Zeichnungen. Die genaue Zahl ist nicht ganz einfach zu ermitteln, weil Ubbelohde die Burgruine Mellnau auch gerne als Hintergrundmotiv eingesetzt hat, bspw. in Postkarten oder Exlibris.

MeGA e.V. seit 25 Jahren Preisträger

Alljährlich würdigen Kreistag und Kreisausschuss die kulturellen Leistungen im Landkreis Marburg-Biedenkopf durch den Otto-Ubbelohde-Preis. Er ist die höchste Auszeichnung, die der Kreis im Kulturbereich vergibt. Er wird für besondere Leistungen in den Bereichen Denkmalpflege, Heimatkunst, Heimatgeschichte, Pflege des heimischen Brauchtums und Beschäftigung mit dem Werk Otto Ubbelohdes vergeben. Das Mellnauer Gemeindearchiv wurde 1997 mit dem Otto-Ubbelohde-Preis ausgezeichnet.

In der Würdigung der einzelnen Preisträger hob der damalige Landrat Robert Fischbach die langjährige Mellnauer Geschichtsarbeit hervor und lobte die zahlreichen Aktivitäten des Vereins. So stellte er dar, wie mit dem Jugendarbeitsprojekt „Spurensicherung in Mellnau – Jugendliche forschen in der Geschichte ihres Ortes“ unter der Leitung von Theo Kinstle so viel geschichtliches Material über das Dorf zusammengetragen wurde.

Otto-Ubbelohde-Haus in Goßfelden

In dieser kurzen Abhandlung ist es nicht möglich, auf das künstlerische Werk Ubbelohdes vertiefend einzugehen. Wer sich weiter über Leben und Werk des Künstlers informieren möchte, dem sei wärmstens das Otto-Ubbelohde-Haus in Goßfelden empfohlen.

Das wunderschöne Atelier-Museum und ehemalige Wohnhaus des Künstlers konnte im November 1999 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. In reizvoller Lage umgeben von Gärten, die Otto-Ubbelohde selbst angelegt hat, bietet das Haus einen direkten Einblick in das Lebensumfeld des bedeutenden Malers.

Das Haus ist auch Ausgangspunkt für den im Juni 2010 eingeweihten Rundweg „Auf den Spuren von Otto Ubbelohde durch Goßfelden“, der einzigartige Ausblicke auf das Lahntal freigibt. Auf YouTube findet man dazu ein ansehnliches Video.

An Ubbelohdes 100. Todestag wird in 2022 vielerorts erinnert, unter anderem mit einer großen Ausstellung im Herbst diesen Jahres im Kunstmuseum Marburg. Der Kulturverein Goßfelden gibt in Zusammenarbeit mit der Otto Ubbelohde-Stiftung auch 2022 wieder einen Otto Ubbelohde-Kalender heraus. Der Kalender enthält durchgängig farbige Blätter und kostet 12 Euro. Er kann im Ubbelohde-Haus in Goßfelden erworben werden.

A.Völk

Quellen: OP 23.08.21 Uwe Badouin / Landkreis Marburg-Biedenkopf /Wikipedia /www.otto-ubbelohde.de

Die Burg Mellnau liegt im letzten Sonnenlicht. Nur noch Turm und Tor haben die Zeiten überdauert, der Turm ist modernisierter Aussichtsturm, heute geschlossen, das Tor ist aus Staketen geschmiedet und knirscht in seinen rostigen Angeln. Von hier aus geht es abwärts über gewelltes Land in den großen Wald, in den sich niemand hineinwagen wollte in den alten Märchenzeiten. Ein fremder Jäger, der es auf eigene Gefahr tat, stand eines Tages vor dem Pfuhl des „Eisenhans“, der braun am Leib war wie rostiges Eisen und dem die Haare über das Gesicht bis zu den Knien hinab hingen. Auf der anderen Seite der Burg, unterhalb der Mauerruinen, liegen die Dächer von Mellnau, über die einst der „Däumerling“ auf der Stopfnadel hinausflog in die weite Welt.

(Aus: Ludwig Harig auf den Spuren von Otto Ubbelohde, OP 07.07.87)

Mellnau im Frühjahr, Ubbelohde 1902
Burg Mellnau
Blick auf Mellnau
Die Mellnau
Burgruine mit Kiefer
Mauerreste Burg Mellnau
Kehne und Burg Mellnau

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