Die Smart Kids jagen Mr. X

Am 29. und 30. November war es wieder soweit, die Smart Kids AG des Heimat- und Verkehrsvereins beschäftigte sich zwei Tage lang mit den spannenden Themen rund ums Internet und des Digitalen.

Begriffe klären

Bereits zum vierten Mal kam die AG zusammen, die sich an Kinder zwischen 9 und ca. 14 Jahren richtet. Begleitet wurden die Smart Kids von den Mentoren Michael Oeser, Michael Reynolds, „Obi“ Ebert und Andreas W. Ditze. Dieses Mal waren mit Saria und Sophia (beide 8) am ersten Kurstag zwei „Frühstarter“ mit an Bord. Beim Begriffe-Quiz konnten die Älteren da schon einmal zeigen, wieviel sie wirklich über Google, Bluetooth, LTE oder WLAN wussten.

Beim Smart Kids Quiz wurden zuerst einmal Begriffe geklärt

Nach dem eher trockenen Theorieteil stand dann etwas vergnügliches auf dem Programm: Selfies. Dazu wurden die Smartphones der Kinder mit einem USB Ringlicht aufgewertet – was zu deutlich lichtstärkeren (und zumeist hübscheren) Fotos führt. Wer kein Smartphone hatte, bekam eines aus dem Gerätepark der Firma tripuls gestellt. Anschließend wurden die Selfies mit der Online-App Remove.BG nachbearbeitet. Mit wenigen Klicks entfernt das Programm den Hintergrund im Bild und erlaubt es, das so freigestellte Gesicht mit beliebigen anderen Fotos und allerlei hübschen und interessanten Hintergrundfotos zu kombinieren. Ein großer Spaß für alle.

Scotland Yard in Mellnau

Am Samstagmorgen stand dann eine Outdoor-Übung auf dem Programm. Ganz im Stile des 80er Jahre Brettspiels „Scotland Yard“ sollten die Smart Kids Detektive den Mentor Michael „Mr. X“ Reynolds durch Mellnau jagen und fangen. Um dabei auch die moderne Technik zu nutzen, erlaubten sich die Detektive und Mr. X, auf die Standortdaten ihrer Smartphones zugreifen zu können. Und um das Katz-und-Maus-Spiel noch etwas unterhaltsamer zu gestalten, erstellte Mr. X an mehreren Stellen in Mellnau einen kurzen Videoclip, der den Kids Hinweise offenbarte, wo er gerade war. Besonders unterhaltsam wurde es, als die Detektive dann noch einen Telefonie-Gruppenchat eröffneten und sich so in Walkie-Talkie-Manier abstimmen konnten, während sie versuchten, Mr. X einzukreisen.

Per Videobotschaft lockte Smart Kids Mentor Michael Reynolds die Smart Kids durchs halbe Dorf

Nach diesen sehr praktischen Erfahrungen mit den Möglichkeiten moderner Smartphones folgte anschließend ein großer Diskussionsblock, in dem wir aufarbeiteten, bis wann Standort-Ortung und dauerhaftes Abhören am Telefon noch nützlich oder spaßig sind und wo die Grenzen des erlaubten oder erwünschten sind. Dabei zeigte sich, dass die Kids durchaus differenziert und abgewogen an die neuen Technologien herangehen. Wer z.B. schon einmal „im nirgendwo“ aus dem Bus geworfen wurde, weil er seine Fahrkarte vergessen hatte, weiß das Thema Standort durchaus zu schätzen. Und wer sich ungestört mit dem ersten Freund treffen will, ist durchaus auch daran interessiert, wie man die Ortungsfunktionen deaktivieren kann. That’s life.

Wozu sind diese Kabel da?

Getreu dem Motto „nutze den Augenblick“ erkundeten die Smart Kids auch die Glasfaser-Baustelle, die derzeit am Brunnen in der Heppenbergstraße zu bewundern ist. Offene Kabelkanäle, jede Menge Leerrohre und das Gefühl, das hier etwas wichtiges passiert, waren ein guter Anlass, einmal darüber zu sprechen, wieso superschnelles Internet für die Entwicklung einer Region wichtig ist. Besonders deutlich wurde das auch in Kombination mit unserem Freifunk-WLAN, das ebenfalls stark davon profitiert, wenn der zentrale Verteilerknoten an der Grundschule mit einer stabilen Glasfaserleitung ausgestattet ist.

Leerrohre – wozu, weshalb, warum? Die Smart Kids lernten Details über die digitale Infrastruktur des 21. Jahrhunderts.

Nach einer Stärkung am Mittag stand in der zweiten Tageshälfte des zweiten Kurstags das Thema „Hacking“ auf dem Programm. Die Kids wollten wissen: was geben die Smartphones alles über sie (die Kids) und sich (die Geräte) Preis. Und welche Gefahren ergeben sich daraus – oder genauer gefragt: welchen Unfug kann man damit machen.

Das freundliche WLAN

Gesagt, getan: wir bauten uns im DGH einen speziell präparierten WLAN-Hotspot mit dem Namen „Das freundliche WLAN“. Dieses ganz und gar nicht freundliche WLAN war so eingestellt, dass es sämtliche Datenverbindungen, die darüber liefen, auf einem großen Monitor ausgab. So konnten alle Teilnehmer sehen, wann ein Gerät ins Internet sendete. Und wir konnten sehen, mit welchen Servern und sonstigen Geräten es sprach.

Jeder der wollte, konnte dann nacheinander „Das freundliche WLAN“ betreten und sich anschauen, was das eigene Smartphone so machte. Direkt nach dem Login passierte meist nicht viel. Mal wurden E-Mails abgeholt, eine Kurznachricht kam an oder die aktuelle Uhrzeit wurde synchronisiert. Spannend wurde es aber, wenn Apps gestartet wurden. Besonders erhellend war der Moment, als eine der Teilnehmerinnen eine beliebte kostenfreie Spiele-App startete und diese erst einmal gut 15 Werbenetzwerke darüber informierte, wer hier gerade wie am spielen war. An diesem Punkt dämmerte den Kids so langsam, was Tracking im Internet bedeuten könnte.

Und es kam noch besser: im Raum stand ja auch noch die Frage, inwieweit man denn nun über dieses Internet auch Unfug machen könnte. Dazu erarbeiteten wir uns erst einmal, was denn über das Netz heute schon alles möglich ist. Allein auf den Smartphones der Mentoren fanden wir allerhand lohnende Ziele: die Steuerung des Rasenmäherroboters, des Kühlschranks, der Lichter im Haus und auch das Hupen & Blinken des Autos – alles möglich, per App. Testweise ließen wir in einem der Häuser ein paar Mal die Lichter ausgehen – und telefonierten live mit der Hausherrin, um uns zu vergewissern, das es auch wirklich gerade duster wurde.

Schnüffelei führt zur heimischen Fritzbox

Wenn auch ungeplant, dafür aber umso passender, sprang uns an dieser Stelle noch einmal unser freundliches WLAN zur Seite. Als einer der Mentoren sich dort einloggte, zeigte besagtes WLAN den Direktlink zu dessen heimischer Fritzbox an. Dieser Link ist nichts geringeres als die Vordertür zum Smart Home. Wer hier ankommt und dann noch das Passwort errät (beliebt: Vorname der Ehefrau, Geburtsdatum und/oder Name der Katze), hat mit etwas Glück (oder Pech) Vollzugriff auf das, was sich im digitalen Eigenheim abspielt. Lichtsteuerung und Telefon inklusive.

Angesichts dieser Dramatik kam natürlich die Frage auf, wie man sich vor diesen Mitlauschern schützen kann. Denn: das hier gezeigte ist kein spezielles WLAN-Problem, hinter jedem Festnetz- oder Mobilfunk-Anschluss funktionieren diese Lausch-Programme genauso. Das führte uns zum Abschluss an das Thema VPN, sogenannte Virtuelle Private Netzwerke. Mit VPN-Apps können Smartphones oder Computer einen sicheren Tunnel nach Hause erstellen – um sich dann ungestört mit der Gegenstelle unterhalten zu können. Und tatsächlich ließ sich das auch so im freundlichen WLAN nachvollziehen: kam ein Smartphone mit aktiviertem VPN im WLAN an, zeigte unser Monitor schlichtweg nichts an. Die Verbindung war sicher.

Unerwarteter Treffer: beim Beobachten des WLAN-Verkehrs offenbarte eines der Smartphones die Adresse der heimischen Fritzbox.

Fazit

Die beiden Smartkids Tage waren wieder einmal eine große Bereicherung. Es macht einfach Spaß, mit den jungen Leuten die Technologie zu erkunden, die in ihrem Alltag nahezu allgegenwärtig ist. Und wenn sich dann in einer Übung der Vorhang des magisch-mystischen Computerzeugs erhebt und die Kids die Zusammenhänge erkennen und verstehen, ist das große Ziel einmal mehr erreicht.

Herzlichen Dank an dieser Stelle an den Heimat- und Verkehrsverein für seine Unterstützung sowie an Claudia, Bianca und Nadja für die kulinarische Versorgung der Smart Kids AG. Ausblick: die nächste Runde findet voraussichtlich im März 2020 statt.

Text und Bild: Andreas W. Ditze

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