
Auf der Straße (K1), die von Mellnau nach Simtshausen über die Höhe führt liegt der “Sonnwendskopf“. Diese Höhe wurde bei der kartografischen Aufnahme versehentlich „Sonnabendskopf“ benannt, weil der betreffende Beamte dem hiesigen Dialekt nicht mächtig war. So geisterte diese witzige Bezeichnung durch alle Karten, doch weit und breit bleib die alte, schon auf lange zurückgehendes Brauchtum zurückgehende Bezeichnung lebendig. Unweit der Stelle wo die im Volksmund bekannte „Cäsar- oder Kaiserstraße“ die K1 kreuzt, befindet sich ein Hügelgrab. Schon der alte Lehrer Thiene erzählte seine Schülern von dieser historischen Stätte in dessen Nähe sich vor über 3000 Jahren eine Siedlung befunden haben soll. Die günstige Lage und das Vorhandensein von Quellwasser bekräftigen diese Vermutung.
Im Jahr 1956 berichtete die Oberhessischen Presse in zwei Artikeln über die Freilegung des Hügelgrabes durch Mitarbeiter vom Amt für Bodenaltertümer. Vereine, Schulklassen und zahllose Besucher aus der Umgebung nutzen seinerzeit die Gelegenheit, die Anlage eines Sippengrabes aus der Zeit 1400-1500 vor Christi Geburt zu besichtigen.
Dr. Uenze, der Leiter vom Amt für Bodenaltertümer stellte sich mit seinen Mitarbeitern den Fragen der neugierigen Gäste und erklärte die Vorgehensweise der Grabungen.

Bei der Freilegung stieß man auf einen Steinwall und einer Steinpackung mit großen Blöcken im Zentrum, deren ovale Form (Länge etwa vier Meter) vermuten ließ, dass sich hier die Reste eines inzwischen im Sandboden vergangenen Baumsarges befunden haben.
Etwas enttäuscht waren die Archäologen über die geringe Anzahl von Fundstücken. Neben einigen Scherben wurden lediglich zwei kleine Bronzespiralen zu Tage befördert, die als Armschmuck eines Kindes gedeutet wurden. Leider beeinträchtige der Sandboden die Erhaltung des Leichenbrandes und der eventuellen Beigaben so stark, dass die winzigen Andeutungen von Ascheresten keine Rückschlüsse auf die Art und Zahl der Bestattungen zuließen.
Lediglich die Vergleiche mit anderen Ausgrabungen der gleichen Bestattungsart, ließen das eingangs erwähnte Jahrhundert als Zeit der Anlage dieses Sippengrabes erkennen.

Heute weist ein Hinweisschild am Wegesrand auf die Grabanlage hin. Der aus Münchhausen stammende Thomas Funk, heute Pfarrer im Kirchspiel Neukirchen in der Gemeinde Haunetal, hat die Grabstelle im vergangenen Jahr vom Bewuchs bereit und weitgehend freigelegt. Geplant ist, das Grab mit einer neuen Infotafel zu versehen und es der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Pfarrer Funk ist der Schwiegersohn des leider viel zu früh verstorbenen Hans Werner Müller aus Todenhausen. Hans Werner Müller war über viele Jahre Ortsvorsteher und hat sich neben seiner Arbeit im Kirchenvorstand mit seinen Bemühungen zur Geschichte von der Ansiedlung der Hugenotten und Waldenser einen Namen gemacht.
Sein Erbe ist anschaulich im dortigen Hugenottenarchiv dargestellt, über das sicherlich in einer der kommenden Ausgaben dieser Zeitung berichtet wird. Wer nicht so lange warten möchte, kann sich auf der Homepage wetter-todenhausen.com bereits vorab informieren.
Bedanken möchten wir uns bei Frau Christiane Müller-Funk, Tochter von Hans Werner Müller, die für unterstützende Unterlagen aus dem Hugenottenarchiv in Todenhausen.
A.Völk
Quelle: Oberhessischen Presse 1960

Die Gesamtanlage gestand aus einem äußeren Steinwall, der nach Art der bisher freigelegten Hügelgräber dieser Zeit mit großen, aufrecht gestellten Blöcken mit Zwischenraumfüllungen aus kleinen Steinen bestand. Der aus unterschiedlichen Blöcken gebildete runde Grabhügel lag nicht in der Mitte des Steinkreises, sondern er wurde so angelegt, dass er mit einem wahrscheinlich später angelegten Anbau für eine Nebenbestattung genutzt wurde.
Zeichnung Brinckmann,OP

Hügelgräber
In den meisten Wäldern Hessens liegen Hügelgräber, allerdings in unterschiedlicher Häufigkeit. So sind z. B. im Nordwesten des Kreises Fulda und im Kreis Gießen etwa 1400 Stück erfasst worden, im ehemaligen Stadt- und Landkreis Offenbach 739 Stück, im Werra-Meißner-Kreis hingegen nur 15 Stück. Es sind mehr oder weniger deutlich auffallende, von Menschenhand aufgeschüttete Grabhügel (die Bezeichnung Hünengrab meint in der Regel dasselbe, ist aber kein fachlicher Begriff). Es sind mitunter nur sehr kleine und flache, kaum wahrnehmbare runde Hügel von nur 2 bis 3 m Durchmesser, meist haben sie mittlere Größen von etwa 10 m Durchmesser mit einer Höhe von 0,60 bis 1 m, manchmal sind es sogar große Monumente von mehr als 20 m Durchmesser und einer Höhe bis zu 3 m. Ausnahmsweise können sie noch größer sein. Selten begegnen sie uns einzeln, meist liegen sie in kleineren oder größeren Gruppen und sogar in Grabhügelfeldern mit bis zu 200 Hügeln. Es gibt je nach örtlichen Gegebenheiten Erdhügel oder Steinhügel.
Viele dieser Grabhügel stammen aus der mittleren Bronzezeit – der sogenannten Hügelgräberbronzezeit (1700-1200 v. Chr.) – oder aus der älteren Eisenzeit. Sie können aber auch schon in der späten Jungsteinzeit (Becherkulturen), in der jüngeren Bronzezeit (Urnenfelderzeit) und noch im frühen Mittelalter (7. Jahrhundert; späte Merowingerzeit) angelegt worden sein. In der Regel waren sie nur für eine Person bestimmt, die unter dem Hügel in einem Körper- oder Brandgrab beigesetzt wurde. Oft wurden in Grabhügel aber später Nachbestattungen nach unschiedlichem Ritus eingebracht, so dass ein Hügel Gräber aus ganz verschiedenen Zeitepochen enthalten kann, z. B. eine bronzezeitliche Hauptbestattung als Körpergrab und eine eisenzeitliche Nachbestattung als Brandgrab mit einer Urne.
Gefahren für den Erhalt der Hügel sind das Überfahren mit Forstmaschinen, der Waldwegebau und Raubgrabungen. Wissenschaftliche Ausgrabungen werden nur noch dann durchgeführt, wenn der Erhalt der Hügel nicht mehr gewährleistet ist. (..)
(aus Archäologie im Wald Klaus Sippel)