Das Jugendheim wurde ursprünglich als „Hitler-Jugend-Heim“ erbaut. Bei einer Erhebung der vorhandenen Versammlungssäle durch die Gendarmerie Münchhausen am 19. Dezember 1937 wurde besonders für Mellnau ein großes „Saalbedürfnis“ festgestellt.
Im Gesetz vom 01. Dezember 1936 wurde bestimmt, dass für die Erziehung der Deutschen Jugend „im Geiste des Nationalsozialismus zum Dienst am Volk und Volksgemeinschaft“ die notwendigen Jugendheime zu schaffen seien.
Die nationalsozialistische Ideologie sucht Räume
Am 10. August 1941 stellte der Gemeinderechner per Brief an den Landrat fest, dass für die Fertigstellung des Jugendheims noch etwa 4000 Reichsmark fehlten. Es kann also angenommen werden, dass das Haus um 1942 eingeweiht wurde.
Aufgrund der angespannten Wohnsituation nach 1945 wurde das Jugendheim als Wohnung für Flüchtlinge genutzt.
In der Kirchenchronik findet sich am 12. März 1946 folgenden Notiz: „Der Kirchenvorstand begrüßt die Einrichtung eines evang. Kindergartens, sobald das Jugendheim frei geworden ist.“ Warum dieser Vorschlag letztlich nicht umgesetzt wurde, lässt sich heute aus den Protokollen nicht mehr ersehen.
Mellnau: Endlich ist es der Gemeinde gelungen, wieder einen geeigneten Raum für die öffentlichen Veranstaltungen zu schaffen. Durch den Ausbau des Dachgeschosses konnte der Saal, der bis dahin in zwei Wohnungen für Flüchtlinge unterteilt war, frei gemacht werden und steht nunmehr der Öffentlichkeit zur Verfügung. Insbesondere wird diese Freigabe vom hiesigen Männerchor begrüßt, der endlich ein geeignetes Lokal für Konzertveranstaltungen gefunden hat.
Aus: Oberhessische Presse, 13. November 1948
Am 24. November 1948 beschloss der Gemeinderat Grundgebühren für Veranstaltungen. Der Gesangverein hat eine jährliche Pacht von 20,00 DM zu zahlen. Familienfeiern oder andere öffentliche Veranstaltungen 10,00 DM. Tanzveranstaltungen 20,00 DM.
Klassenraum und Kindergarten
Aus der Schulchronik lässt sich entnehmen, dass Lehrer Schäfer Mitte 1949 den Antrag gestellt hatte, das Jugendheim als Klassenraum zu nutzen. Diesem Antrag wurde zugestimmt. Der Raum wurde bis 1952 als zusätzlicher Schulraum benutzt.
Einige Jahre später, am 11. März 1956 beschließt die Gemeindevertretung (GV) einstimmig für Geräte 100,00 DM und für Einrichtungsgegenstände / Stühle 300,00 DM zur Verfügung zu stellen.
1961 einigte sich die GV das Jugendheim mit einem Außenputz zu versehen. Zwei Jahre später bekam die Fa. Detsch aus Wetter den Auftrag den Innenraum zu renovieren.
Erster Erweiterungsbau Anfang der 70er
1971 wird das Mellnauer Bauunternehmen Michael Bosshammer mit den Maurerarbeiten für die Erweiterung des Jugendheims beauftragt. Friedrich Noll übernahm für 6.308,00 DM die Schreinerarbeiten, die Elektroinstallationen wurden von der Fa. Brechnitz aus Simtshausen für 6.948,38 DM ausgeführt.
(Spurensicherung Mellnauer Heimatgeschichten S. 134-140)
Schon Ende der siebziger Jahre wurde vom Ortsbeirat Mellnau angeregt, durch einen Anbau eines weiteren Saales an das alte „Jugendheim“ zeitgemäße Räumlichkeiten für Feierlichkeiten und vielseitige Vereinsnutzungen zu schaffen. Altbürgermeister Herman Hahn hatte als Stadtrat maßgeblichen Einfluss auf die damalige Durchführung.
In 1982 wurde durch die Stadt Wetter mit der Baumaßnahme begonnen.
Die Gesamtkosten einschließlich der neuen Feuerwehrräumlichkeiten (Fahrzeughalle und Aufenthaltsräume) wurden zunächst auf 1,1 Mio. DM veranschlagt. Dafür wurden vom Land Hessen (341.000,00 DM) und dem Landkreis (110.000,00 DM) Zuschüsse gewährt.
Rechtzeitig vor dem großen Schnee, so berichtete die Oberhessische Presse am 14. Januar 1983, wurde der Rohbau einschließlich Dacheindeckung fertiggestellt.
Fritz Damm, vom städtischen Bauamt, stellte erfreulicherweise fest, dass die Baukosten wegen der Flaute im Baubereich geringer ausfielen als vorerst veranschlagt.
Daher konnte dem Wunsch des Mellnauer Ortsbeirates entsprochen werden, den Rohbau um einen Kegelbahnanbau mit Terrasse und Abstellraum zu erweitern.
Der Innenausbau schlug allerdings mit 750.000,00 DM zu Buche, so dass der Gürtel wieder enger geschnallt werden musste. Um hohe Schulden zu vermeiden, wurde die Fertigstellung auf weitere zwei Jahre „gestreckt“.
Als erstes Fest in den neuen Räumlichkeiten wurde „Obseirres“ Goldene Hochzeit im November 1985 gefeiert.
Mit Unterstützung der Mellnauer Vereine organisierte der Ortsbeirate am 1. März 1986 einen Tanzabend als Einweihungsfeier. Mit dem Erlös aus dem Fest und der Einnahmen aus dem Dorftheater „Mellnau – Das Rote Dorf“ konnten man sich weitere Ausstattungswünsche für das neue Dorfgemeinschaftshaus (DGH) erfüllen.
Das DGH wurde zum neuen Treffpunkt für viele Vereine und Sportgruppen und zahleichen kleinen und großen Familienfeiern. Die Termine (vor allem am Wochenenden) waren oft Monate und länger belegt, obwohl es damals in Mellnau noch zwei gutgehende Gaststätten gab.
Viele Treffen im DGH werden den Mellnauern noch lange in Erinnerung bleiben.
„Highlights“ waren beispielsweise die überregional bekannten Oktoberfeste der Altherren-Abteilung des TSV oder die spektakulären Faschingsfeiern mit „Spectaculum“. Nicht selten musste der Einlass wegen Überfüllung geschlossen werden.
Unterhaltende Theaterveranstaltungen, durchtanzte Nächte bei Diskoabenden, die zahllosen privaten Feiern beleben mitreißende Bilder in den Köpfen der Mellnauer. Das Dorfgemeinschaftshaus mit seinen unvergesslichen Events hat Geschichte geschrieben, die aus Mellnau nicht mehr wegzudenken ist. Und es wird mit seinem besonderen Ambiente auch zukünftig Schauplatz für viele weitere Mellnauer Ereignisse sein.
H. Schumacher u. A. Völk
Quellen: Mellnauer Heimatgeschichte, T. Kinstle 1982
Zeitungsartikel zum Thema:
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