Redaktionssystem für den Kuckuck

Schon seit Jahren beschäftigt sich das Gemeindearchiv mit dem Thema Digitalisierung. Der Verein beherbergt schon seit langer Zeit ein gewaltiges Druck- und Scansystem, hantiert souverän mit PDFs in allen Größenordnungen und betreibt ganz nebenbei QR-Codes und Sprachboxen im ganzen Ort. Digitalisierung? Läuft.

Jetzt ist der Kuckuck dran

Die Produktion des Mellnauer Kuckucks ist das zentrale Thema im Mellnauer Gemeindearchiv. Durchaus kritisch müssen wir von Seiten des Vereins gelegentlich feststellen, dass für die eigentliche Archivarbeit kaum noch Zeit bleibt, schlichtweg weil so eine Dorfzeitung mit vierteljährlichem Erscheinungsrhythmus einfach viel Kraft bindet. Wie dem auch sei: es wird langsam Zeit für eine Veränderung.

Redaktionsalltag

Zwischen fünf und zehn Autoren tragen pro Ausgabe zum Gelingen des Kuckucks bei, dazu kommen noch die fleißigen Fotografen und zum Schluß unser Layouter Erich Schumacher.

Damit aus einer großen Menge Text und zahlreichen Bildern ein rundes Werk wird, braucht es viel Kommunikation und Datenaustausch: „Bis wann kommt der Artikel? Wer liest hier noch mal schnell Korrektur? Wo kann der Text gekürzt werden? Wieso fehlen da die Zwischenüberschriften? Ist noch Platz für 3 Bilder vom Glühweinglitzertag? Sollte man das wirklich so schreiben?!?“ – all das sind Themen, mit denen sich die Redaktion und insbesondere unser Chefredakteur Armin Völk ca. drei Wochen vor Redaktionsschluss nahezu täglich beschäftigt. Das kostet Zeit und Kraft.

Digitaler Workflow statt E-Mailflut

Eine besondere Herausforderung im Redaktionsalltag ist der Umgang mit E-Mails. Am Anfang war E-Mail eine echte Erleichterung: statt CDs oder USB-Sticks zu Fuß durchs Dorf zu tragen, ging auf einmal alles deutlich schneller. Doch das hatte einen Preis: jeder eingesandte Artikel braucht in der Regel eine Korrekturschleife, dazu kommen noch E-Mails mit separaten Bildern – weil pro Mail oft nur eine handvoll Fotos übermittelt werden kann. Die Konsequenz: für einen normalen Kuckuck mit 24 Seiten kommen bei der Redaktion schon einmal gut 100 Mails zusammen. Es wird niemanden überraschen, dass bei solchen Dimensionen auch schon mal etwas untergeht oder der allerletzte Korrekturstand eines Artikels übersehen wird. Wer an dieser Stelle noch zweifelt, mache sich einmal den Spaß, alle Fotos allein in diesem Kuckuck zu zählen.

Bilder sind die neuen Worte

Dass ein Bild mehr als tausend Worte sagt, ist eine lange bekannte Weisheit. Nicht ganz so bekannt, aber dennoch Fakt, ist: die Kombination von Smartphone und Social Media führt dazu, dass das Kommunikationsverhalten vieler Menschen immer mehr von Bildern geprägt wird. Emojis, Selfies, Instagram und Snapchat sind da nur die Spitze des Eisbergs. Auch im Kuckuck wissen wir: wenn wir einen Artikel ohne Foto veröffentlichen, ist die Chance recht hoch, dass er nicht gelesen wird.

Und hier zeigt sich einmal mehr, warum wir stärker in die Digitalisierung müssen. Bis heute haben wir das Problem, dass es kein zentrales Bildarchiv des Kuckucks gibt. Am Ende werden die Bilder im Rahmen der Printproduktion in ein großes PDF gegossen und das war es. Eine Aufbereitung der Bilder, eine Datenbank mit Suchfunktion oder gar noch erläuternde Hinweise zu einem Foto bekamen wir bisher nicht hin. Und schlimmer noch: da wir aus Kostengründen den Kuckuck nur in Graustufen produzieren, sind die Fotos im Heft zwar ganz erträglich anzusehen, im Web hingegen schwingt bei dieser Farbgebung einfach zu viel Trauerflor mit.

Der Kuckuck muss ins Netz

Wagt man einen Blick nach vorne, wird klar: der Kuckuck muss viel stärker ins Internet. Los geht es mit dem Redaktionsteam. Im neuen Jahr wollen wir schrittweise immer mehr Beiträge online erstellen und Bildmaterial direkt hochladen und verschlagworten. Übrigens: das passende Redaktionssystem ist bereits heute unter www.mellnauer-gemeindearchiv.de zu erreichen. Damit verschaffen wir uns erst einmal etwas Routine mit der Technik und ein Gefühl dafür, was künftig alles möglich ist.

Im nächsten Schritt werden wir dann darüber sprechen, wie wir die neuen Möglichkeiten zum Vorteil unserer Leser nutzen können. Ideen gibt es dazu schon so einige: zukünftig wäre es jedenfalls kein Problem, deutlich mehr Fotos an einem Artikel unterzubringen – wir könnten sie verlinken. Auch ist denkbar, einzelne Beiträge direkt online zu veröffentlichen, so dass sie auf den aktuellen Social Media Kanälen geteilt und bequem im Smartphone gelesen werden können.

Last but not least sehen wir diesen Schritt auch als einen Beitrag, ein Stück Heimatgefühl online zu transportieren. Schon heute wissen wir durch unsere Post-Abonnenten oder dem Mellnau Newsletter, dass es genügend Leute gibt, die zeitweise oder dauerhaft nicht mehr im Dorf wohnen, sich ihm aber verbunden fühlen und wissen wollen, welche Themen hier gerade aktuell sind.

Archiv und Kuckuck

Bei allen Digitalisierungsbemühungen ist aber auch klar, dass es für uns als Verein bei diesem Thema Grenzen gibt. Unser Archivgut, die zahlreichen Bücher, Protokolle oder Briefe, stehen nicht zur Veröffentlichung an. Wer in diesen Schätzen recherchieren will, wird sich noch lange Zeit persönlich auf den Weg ins Gemeindearchiv machen müssen. Die Gründe dafür sind schnell umrissen: es gibt rechtliche Vorgaben, wie ein Archiv zu führen ist – und der Datenschutz ist da nur ein Aspekt. Es gibt aber auch ganz praktische Begrenzungen: selbst wenn wir es wollten und dürften, wir als Verein haben schlichtweg nicht die personellen Möglichkeiten, tausende(!) von Textseiten zu digitalisieren und recherchetauglich aufzubereiten. Aber sehen wir es positiv: wir freuen uns über jeden Besucher im Gemeindearchiv – schaut doch mal rein.

Homepage vom Redaktionssystem des Mellnauer Gemeindearchivs

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